Für einen Alltag in Achtsamkeit, Freiheit und Mitgefühl

Übungen und Methoden

Die Lehre beginnt zu wirken, wenn sie gelebt wird.
In diesem Bereich findest du Übungen, Methoden und Inspiration für deinen Alltag –
Wege, das Unsichtbare zu spüren und das Spürbare zu vertiefen.

Rezitieren

Im Bereich Audio findest du Mantras und weitere Hörbeispiele für die Praxis des Rezitierens. 

Guanyin-Methode

Kontemplation des Hörens (耳根圓通) - Nicht der Klang ist entscheidend, sondern das Bewusstsein, das hört.

Die Kraft der Wiederholung

Moderne Neurowissenschaft und klassische Meditationstraditionen stimmen überein:
Wiederholung verändert Strukturen.
•In der Hirnforschung spricht man von Neuroplastizität:
„Neurons that fire together, wire together.“
•In der buddhistischen Praxis spricht man vom 习气 (xíqì) – den „gewohnten Tendenzen“ oder karmischen Prägungen. Diese werden durch wiederholte Handlung und Geistesausrichtung geformt oder überschrieben.
Richtwert aus Lernforschung:
•10.000 Wiederholungen bzw. ca. 10.000 Stunden gelten als eine Faustregel für „Meisterschaft“ (Ericsson et al., „deliberate practice“).
•108 Wiederholungen (z. B. im Mantra) haben symbolischen wie auch rhythmisch-konditionierenden Wert im Buddhismus und Hinduismus.
 
 
Dauer und Periodisierung
 
a) Tägliche Praxis ist entscheidend.
•Kurze, regelmäßige Einheiten (z. B. 20–60 min/Tag) sind nachhaltiger als unregelmäßige „Intensivtage“.
•Im Zen sagt man:
„Übe wie Zähneputzen – nicht spektakulär, aber täglich.“
 
b) Zyklen und Phasen
Spirituelle Praxis – wie auch körperliches Training – verläuft in Wellen:
•Anfangsphase (1–90 Tage): Aufbau von Gewohnheit, Überwindung von Widerstand.
•Konsolidierungsphase (3–6 Monate): Vertiefung, erste Durchbrüche, Krisen.
•Langzeitphase (1–10 Jahre): Reifung, Integration, Neuorientierung.
 
Im Chan-Buddhismus wird z. B. empfohlen, mindestens 100 Tage am Stück eine Praxisform beizubehalten – mit Geduld und ohne Erwartung auf „Erleuchtung“.
 
 
Tiefe statt Streuung
•Weniger verschiedene Praktiken, dafür mehr Tiefe in der Wiederholung, fördern den Zugang zur transformativen Wirkung.
•Ein Zen-Lehrer sagte:
„Übe eine Sache 1.000 Mal, nicht 1.000 Dinge je einmal.“
 
 
Spirituelle Sichtweise: Karma und Ursache-Wirkung
•Jede Handlung hinterlässt eine karmische Spur.
•Spirituelle Übung (bhāvanā) formt nicht nur Fähigkeiten, sondern auch das Herz:
„Die Übung übt dich.“
 
Wer mit Hingabe und Gleichmut wiederholt, auch durch Langeweile und Rückschläge hindurch, legt die Bedingungen für innere Öffnung – unabhängig von Veranlagung.